Puppenfibel Seite 2: 

Materialien 


Celluloid, Bakelitt, Pappmaché, Porzellan, Resin, Tortulon, Vinyl, Stoff, es gibt
 kaum ein Material, das nicht für Puppen verwendet werden kann ...

Celluloid

Celluloid wurde 1869 von den Brüdern Hyatt erfunden. Die Celluloidmasse besteht aus einem Gemisch von "Schießbaumwolle" (hergestellt aus Seidenpapier in Verbindung mit konzentrierter Schwefel- & Salpetersäure), Kampfer und Farbstoffen. Die Masse war hochexplosiv.

Celluloid ist quasi der erste "Kunststoff" der Welt, muß aber aufgrund der chemischen Zusammensetzung und der Materialeigenschaften deutlich von den moderneren Kunststoffen abgegrenzt werden. Celluloid ist ein sogenannter "thermoplastischer Kunststoff" und wurde zunächst noch nicht für Puppen, sondern lediglich für allerlei Zier- und Gebrauchsgegenstände verwendet, die zuvor vorwiegend aus Schildpatt oder Elfenbein gefertigt wurden. Das Material Celluloid war sehr teuer; Puppen aus Porzellan oder anderen Materialien konnten damals weitaus billiger hergestellt werden.

Durch neue chemische Verbindungen wurde versucht, die Celluloidmasse weniger gefährlich zu machen - dennoch sind im Lauf der Geschichte der Celluloidpuppen einge Firmengebäude abgebrannt - und ab 1895 wurden dann die ersten, noch sehr einfachen Puppen aus Celluloid hergestellt. Ab 1897 wurde für die Puppenherstellung die Pressblasmethode angewendet. Es gab auch Puppenköpfe aus Blech, die mit Celluloid überzogen wurden; Minerva hat solche Puppen hergestellt.

Im Lauf der Jahre gab es viele Weiterentwicklungen und Experimente mit diesem Material. Es wurde wirksam mit dem geringen Gewicht, der verbesserten Hygiene und der "Unzerbrechlichkeit" des Materials geworben. So setzte sich das Celluloid bei der Herstellung von Puppen immer mehr durch. Celluloid wurde auch für allerlei anderes Spielzeug und Puppenstubenzubehör verwendet. Der Konkurrenzkampf der celluloidverabeitenden Firmen und das Gerangel um Monopolstellungen war sehr stark.

Da sich der im Celluloid enthaltene Kampfer mit der Zeit verflüchtigt, verliert es seine Stabilität und bricht leicht.

Etwa ab 1950 wich das für Kinderhände immer noch reichlich gefährliche Material bei den meisten Herstellern von Celluloidpuppen endgültig neueren Kunststoffen, die teilweise unter verschiedenen, firmeneigenen Bezeichnungen im Handel waren. Tortulon (abgeleitet von Tortuga = Schildkröte) war die Bezeichnung, die von der Firma Schildkröt für eines der neueren Materialien verwendet wurde. In Deutschland wurde die Herstellung von Celluloidpuppen Anfang der 60er Jahre verboten.

Bakellit

Bakellit ist  im "Rohzustand" ein gelblich-bräunliches Kunstharz. Im Bereich der Puppenstuben wurde es ab ca. 1930 besonders vielfältig für allerlei Zubehör eingesetzt.

Bakelit wurde bei der Herstellung in Formen gepresst. Die Masse läßt sich durchfärben und man findet sowohl opakes, einfarbiges (häufig schwarzes, braunes oder dunkelrotes) Bakelit, aber auch bunt-melierte Stücke. Auch transpa- 
rentes, buntes Bakelit wurde hergestellt. 


Der belgische Chemiker Leo Hendrik Baekeland experimentierte zwischen 1907 und 1909 mit Phenol und Formaldehyd und hat dabei das Bakelit erfunden. Er entdeckte, dass sich diese Chemikalien unter Hitzeeinwirkung in einer exothermen Reaktion polymerisierten, also zu einem Kunstharz verbinden, dessen Moleküle vielfach untereinander verbunden sind. Nach Beendigung der Destillation des dabei entstehenden Wassers läßt sich die noch weiche, warme Masse pressen.

Bakelit ist ein "duroplastischer Kunststoff". Das stabile, hitzeresistente Kunstharz war der erste industriell produzierte Kunststoff. Celluloid gab es schon wesentlich früher, da ist die chemische Zusammensetzung aber ganz eine andere.

Pappmaché

Pappmaché ist eine knetbare Masse aus Zellulose (aufgelöstem Papier oder Pappe), Ton, Kreide, Kleister und Farbzusätzen. Pappmaché wird in Schwefelformen gedrückt oder frei geformt (bossiert) und war schon im 18. Jh. bekannt.


Resin

Resin ist ein Kunstharz.

Kunstharze sind synthetische Harze, die durch Polymerisations-, Polyadditions- oder Polykondensationsreaktionen hergestellt werden. Sie können durch Naturstoffe, zum Beispiel pflanzliche oder tierische Öle beziehungsweise natürliche Harze, modifiziert sein oder durch Veresterung oder Verseifung natürlicher Harze hergestellt sein.

Kunstharze bestehen in der Regel aus mindestens zwei Komponenten. Die Vermischung beider Teile (Harz und Härter) ergibt die reaktionsfähige Harzmasse. Bei der Härtung steigt die Viskosität an (der sogenannte "Trommsdorff-Effekt") und nach abgeschlossener Härtung erhält man einen unschmelzbaren (duroplastischen) Kunststoff.

Die Verarbeitung von Kunstharz (kurz Harz) erfolgt häufig im Gußverfahren. Hierbei wird das Gießharz in eine wiederverwendbare oder eine verlorene Form gegossen.

 

Tortulon

Tortulon ist ein hochwertiger Kunststoff, der sich wie Celluloid in der Blasmethode verarbeiten läßt.

Vinyl

Polyvinylchlorid (PVC), kurz Vinyl, ist das Produkt der Polymerisation von Vinylchloridmonomeren. Damit man das starre Polymer zur Herstellung von Handschuhen und anderen Produkten verwendet werden kann, werden ihm Weichmacher beigefügt.

Verschiedene Modelliermassen

Polymer Clay (auch Polyclay oder kurz "PC" genannt) ist eine ofenhärtende, farbige Modelliermasse bestehend aus PVC-Partikeln, die mit Weichmachern und Farb-Pigmenten zu einer Art Knete/Ton gemischt werden.

Im Gegensatz zu lufttrocknender Modelliermasse bleibt Polymer Clay im rohen Zustand nahezu unbegrenzt formbar und kann jahrelang benutzt werden, wenn er staubfrei und kühl gelagert wird. Erst beim Härten (Backen bei 130 °C) verbinden sich die einzelnen Partikel zu einem festen, ungiftigen Kunststoff.

Polymer Clay kann vor dem Backen beliebig mit Händen und Hilfsmitteln zu Figuren, Miniaturen, Schmuck, Gebrauchsgegenständen, Dekoartikeln, etc. geformt werden. Nach dem Backen kann man die gehärtete Masse noch weiter bearbeiten: bohren, ritzen, schnitzen, schleifen, polieren, kleben, nochmal backen, bemalen, lackieren und und und … Der Phantasie sind nahezu keine Grenzen gesetzt.

Es gibt weltweit verschiedene PC-Marken u.a. Fimo, Premo/Sculpey, Cernit und Kato Polyclay, die man auch untereinander mischen kann. Jede Marke hat etwas andere Eigenschaften wie z.B. Elastizität oder Bruchfestigkeit und wird in leicht unterschiedlichen Farbpaletten angeboten.

- wird ständig erweitert -


copyright: Angelika Fischer (2009)