Puppenfibel Seite 3: 

Das ABC des Porzellans



Nachdem ich Porzellan sehr mag, habe ich dazu eine etwas längere Fibel zusammengestellt ;-)

Das ABC des Porzellan

Arkanum (von lat. arcanum - das Geheimnis)
Im 18. Jahrhundert wurde mit "Arkanum" das Wissen um das Geheimnis der Porzellanherstellung bezeichnet. Der Arkanist ist Erfinder oder Kenner dieser geheimen Rezepte. Das Arkanum umfaßte die Kenntnis über die Massezubereitung, das Brennverfahren, die Glasur und die Farbe.

Böttger, Johann Friedrich (1682- 1719)
ist zusammen mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus der Erfinder des europäischen Hartporzellans. Am 15. Januar 1708 gelangen Böttger in Dresden die ersten Brände von weißem Porzellan. Am 28. März 1709 meldete er König August dem Starken schriftlich die Erfindung.

China
blieb dennoch die "Wiege" für Porzellan, das dort zum ersten Mal zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert nach Chr. hergestellt werden konnte. Der venezianische Kaufmann Marco Polo berichtete seinen Landsleuten zum ersten Mal 1298 von der Existenz des Porzellans in China.

Deutsche Blumen
sind jene frühen Meißener Blumendekors, die etwa um 1735 bis 1750 nach Kupferstichen und Holzschnitten entstanden. Sie sind mehr vom zeichnerischen Element bestimmt. Porzellane mit diesen Dekors waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in nahezu allen europäischen Manufakturen mit reichen Goldkanten geschmückt.

Eisenrot
ist eine helle, kräftige Porzellanfarbe auf der Basis von Eisenoxid. Bereits Johann Böttger verfügte darüber; später wurde sie vielfältig verbessert variiert.

Feldspat
bildet zusammen mit Quarz und Kaolin die Basis für Porzellanerde. In Europa wird Feldspat vor allem in Schweden und Norwegen gewonnen.

Glasur
nennt man den glasartigen Überzug keramischer Erzeugnisse, der den porösen Scherben abdichtet und mit einer glänzenden Haut überzieht. Bei der einfachen Irdenware wie Steingut, Majolika und Fayencen werden Blei- und Zinkglasuren verwendet, bei Steinzeug und Porzellan eine Salz- oder auch Feldspatglasur.

Hartporzellan
ist mit Stahl nicht ritzbar. Daher der Name. Es handelt sich um ein Porzellan, das wegen des hohen Kaolingehalts (50 bis 55 Prozent) und der geringen Beigabe von Quarz und Feldspat (je 20 bis 30 Prozent) bei Temperaturen von 1350 bis 1460 Grad Celsius gebrannt wird. Hartporzellan war Böttgers Erfindung. Ihm folgten im deutschsprachigen Raum alle Manufakturen.

Indianische Blumen
sind im Gegensatz zu den Deutschen Blumen exotische Dekors mit fernöstlichen Chrysanthemen, Prunuszweigen, Granatäpfeln und Pfirsichen, Päonien, Bambus und Orchideen. Von 1720 an wurden sie in Meißen verwendet. Sie sind den chinesischen und japanischen Blumendekors des 17. Jahrhunderts verwandt.

Kaolin
oder Porzellanerde ermöglicht als wichtigster Rohstoff die Formbarkeit der Porzellanmasse. Der Name Kaolin stammt von dem chinesischen "Kao-Ling" und deutet wohl auf die ersten Fundstätten ("Hoher Grat") der Tonart hin. Geologisch gesehen ist es ein Verwitterungsprodukt des im Urgestein Vorkommenden Feldspates.

Landschaftsmalerei
Dekorationen auf Service- oder Zierporzellanen, deren Hauptbestandteil sogenannte "Landschafts-" oder auch "Seestücke" sind. Sie haben Ihren Ursprung vorwiegend im 18. Jahrhundert, zur Vorlage dienten Kupferstiche.

Manufakturen
zur Porzellanherstellung wurden in Europa in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet. Nach Meißen (1710) folgten Wien (1718), Sèvres (1745), Chelesa (1745), Höchst (1746), Fürstenberg (1747), Nymphenburg bei München (1747), die Königliche Porzellan- Manufaktur Berlin (1751), Frankenthal (1755), Ludwigsburg (1758), Kopenhagen (1759) und Herend (1826).

Nelkenöle
Terpentin oder Asphaltlacke sind Hilfsmittel, um Goldband zur Verzierung kostbaren Porzellans auftragen zu können. Mit ihnen wird das Gold flüssig gemacht. Frisch aufgetragen sieht Mattgold tiefschwarz aus, Glanzgold hell- bis dunkelbraun.

Ozier
(von frz. osier - die Weide, der Weidenkorb) nennt man ein Flechtmuster, das als Relief den Rand des Geschirrs aufgeprägt ist.

Porcella
ist die italienische Bezeichnung für eine Seemuschel und bedeutet Schweinchen. Seit Marco Polo in seinen Reiseberichten 1298 diese Muschel mit dem zarten Material aus China verglich, wird in Europa das Porzellan so benannt.

Quarz
in Form von Stücken oder Sand macht in Verbindung mit dem Feldspat den Porzellanscherben hart, hitzebeständig und chemisch unangreifbar. Aufgrund dieser Eigenschaften ist Porzellan nicht nur in der Küche oder auf festlich gedecktem Tisch gern gesehen, sondern auch in der Industrie. Beispielsweise als Isolator bei der Energieversorgung oder in der Raumfahrt. Reliefgold findet man bei wertvollen Prunkstücken. Es sind erhabene Goldverzierungen. Sie entstehen dadurch, dass zuerst das gewünschte Relief, aus einer Paste geformt, aufgetragen wird. Nach dem Härten wird es mit feinstem und bestem Gold mehrfach überzogen. Die großen Prunk- und Staatsservice sind damit verziert. durch die Kombination von Fond, Ätzkante und Reliefgold wird ein Wirkung erzielt, die an Kostbarkeit nicht mehr zu überbieten ist.

Sinterung
ist der Prozess des Zusammenschmelzens der Porzellanbestandteile Feldspat, Quarz und Kaolin beim Glattbrand. Dieses Zusammenschließen und Dichtwerden ist der Grund für die Schwindung des Porzellans. Jedes Porzellanstück ist nach dem Brand um rund 15 Prozent kleiner als vorher. Dies muss bereits bei der Schaffung der Form berücksichtigt werden.

Tafelkultur
entwickelte sich in Europa in spezifischer Weise nach der Erfindung des Hartporzellans. Dazu trug auch die Einführung der sogenannten drei " Lustgetränke" Tee, Kaffee und Kakao bei. Heute gehören Service und Ziergegenstände namhafter Manufakturen zur festlichen Tischdekoration.

Überglasfarben
auch Schmelz- ,Muffel- oder Aufglasfarben genannt sind Mischungen eines Glasflusses mit färbenden Metalloxiden (Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Kobalt, Mangan, Chrom, Zinn), die im Gegensatz zu den Scharffeuerfarben auf das bereits zweimal gebrannte und glasierte Porzellan aufgetragen und im Muffelofen bei Temperaturen von 800 bis 1000 Grad Celsius der Glasur aufgeschmolzen werden.

Vasen
dienten im 18. Jahrhundert in fürstlichen Repräsentations- und Wohnräumen zur Dekoration. Prunkvasen waren äußerst beliebte Staatsgeschenke. Als Gebrauchsgegenstände gab es Cachepots, in die kleine Bäumchen gestellt wurden und Potpourris, die duftende Blütenblätter enthielten. Kleine mit bemalten Porzellanblüten gefüllte Vasen wurden als Tafelschmuck verwendet.

Weichporzellan
ist mit weniger Kaolin (20 bis 30 Prozent) als Hartporzellan gemacht und enthält dafür entsprechend mehr Quarz (30 bis 40 Prozent) und Feldspat (40 bis 50 Prozent). Es wird "weich" gebrannt, das heißt bei geringeren Temperaturen von 1100 Grad bis 1350 Grad Celsius. Weichporzellane kommen vorwiegend aus China, Japan und Schweden. Wird auch für die Porzellanpuppen-Herstellung verwendet.

Zwiebelmuster
ist wohl das berühmteste Dekor der Meißener Manufaktur. In kobaltblauer Unterglasmalerei ausgeführt, kennt man es vornehmlich auf dem Servicekomplex "Neuer Ausschnitt" von Johann Joachim Kaendler. In reiner Handarbeit ausgeführt, zeigen die Motive chinesische Pfirsiche, Granatäpfel, Astern und Päonien, die durch Linien und Zweige verbunden wurden. Wer darin Zwiebeln erkennen konnte, bleibt ein Verbrauchergeheimnis früherer Jahre.

 

Porzellan, auch Weißes Gold genannt, besteht aus drei Bestandteilen

Tonsubstanz (im Volksmund auch Kaolin genannt),
Feldspat und
Quarz

Es gibt Hartporzellan und Weichporzellan, die Anteile der genannten Inhaltsstoffe verhalten sich etwa im Verhältnis 50/25/25 (Hartporzellan) und 40/30/30 (Weichporzellan).

Das herausragende Merkmal von Porzellan gegenüber anderen Keramik-Produkten ist die hohe Brenntemperatur (Hartporzellan 1410 °C, Weichporzellan 1300 °C), und dass bei oxidierender Atmosphäre gebrannt wird.

Es wird zweimal gebrannt: Dem Schrühbrand (Glühbrand/ Biskuitbrand) bei ca. 850 °C - 950 °C folgt der Glattbrand (Glasurbrand/Endbrand) bei oben angegebenen Temperaturen.

Die Veredelung des Porzellans bedarf eines dritten Brandes:

Aufglasurdekore bei ca. 780 °C - 900 °C
Inglasurdekore bei ca. 1200 °C - 1300 °C (spülmaschinenfest)
Unterglasurdekore werden auf den verglühten Scherben aufgebracht, glasiert und bei den jeweiligen Temperaturen (Weichporzellan 1300 °C - Hartporzellan 1410 °C) gebrannt. Somit ist sie die beste, aber auch die teuerste Dekorationsart. Sie wird fast nur für hochwertige Kobaltdekore (wie Zwiebelmuster von Meißen und Hutschenreuther) verwendet.
Kennzeichen des Porzellans: Es hat einen dichten Scherben, muscheligen Bruch und große Härte.

Es ist säure- und laugenbeständig, nur Fluss-Säure kann es angreifen.

Es ist bis zu einer gewissen Scherbenstärke mehr oder weniger transparent (durchscheinend) und hat einen hellen Klang. 



Porzellan besitzt eine gute Isolierfähigkeit gegen Elektrizität und ist ein schlechter Wärmeleiter.

Porzellanarten:

Bisquit-Porzellan: unglasiert, zweimal gebrannt

Hartporzellan: (1400 °C, Kopenhagen, Meissen), mehr Kaolin, geringe Transparenz, weniger zerbrechlich

Weichporzellan: (1300 °C, China, Japan) Niedrigbrand, zerbrechlicher

Bone-Chna: wenig Kaolin, Quarz, mehr Feldspat plus Knochenasche

Böttger-Porzellan (Steinzeug): Hohe Temperatur, gebrannte Feinkeramik

China-Porzellan: ältestes Porzellan, 618 - 906 (Tang-Zeit) erfunden

Fritten-Porzellan: (1668 Frankreich) Keramik aus glasigem Pulver (Fritten), Kreide und Kalk

Fayence: weiße Majolica (1600 aus Faenza), poröse Scherben mit undurchsichtiger Zinnglasur

Majolica: 1450 aus Mallorca importierte Lüsterfayencen

Medici-Porzellan: Frittenporzellan, 16. Jhdt. in Florenz hergestellt


copyright: Angelika Fischer (2009)