Die
Gründung der Puppenfabrik erfolgte im Jahr 1885 durch die Herren
Ernst Kämmer und Franz Reinhardt in Walterhausen. Die
Registrierung des Warenzeichens K * R mit Stern erfolgt 1886.
Produziert wurden Biskuit- Puppenköpfe und
Gelenkpuppenkörper.
Obwohl die Firma schon ab 1890 mit Celluloid experimentierte, wurden
die Celluloidkopfrohlinge von der Rheinischen Gummi- und
Celluloidwarenfabrik (späterer Firmenname Schildkröt) hergestellt. Dies waren die Kopien der
Biskuitpuppenköpfe mit der ursprünglichen K & R Markierung und trugen eine
Doppelmarkierung (K & R und Schildkröte ohne Raute). Die
Entwürfe stammten von dem Modelleur Karl Kraußer.
Später - ab 1902 - wurde eine neue Methode der Bemalung begonnen.
Die von der Rheinischen gelieferten Kopfrohlinge wurden aufgerauht,
damit die Farbe besser hielt. Ab 1912 wurden die so gefärbten
Köpfe zusätzlich mit einem durchsichtigen, abwaschbaren
Mattlack überzogen.
Die Köpfe wurden nicht mehr gelb und blaß sondern behielten
einen matten, rosigen Farbton. Der sonst übliche Glanz des Celluloids verschwand.
1909 wurde die Bezeichnung "Charakterpuppe" gesetzlich geschützt.
Eine weitere Besonderheit von Kämmer & Reinhardt waren die
Schelmenaugen / Flirting Eyes, die sie sich patentieren liessen. 1916 folgte der "Unartmechanismus"
Außerdem erfanden sie eine Vorrichtung, die eine Be-
einträchtigung der Beweglichkeit durch Temperatur-Einflüsse
verhindern sollte.
Aufgrund eines 3-stelligen Nummernsystems lassen sich die Puppen von K
& R recht gut zuordnen. Es gibt 100er,
200er, 300er, 400er, 500er, 600er, 700er, 800er und 900er Nummern. Die
erste Stelle der
3-stelligen Nummer steht für das Herstellungsmaterial
oder die Kopfart. Die folgenden 2 Nummern bezeichnen den Puppentyp,
oder die Formnummer.
Z.B. stehen 100er
Nummern für meist frühe Bisquitkurbelköpfe,
200er
für Bisquit- und Celluloidbrustköpfe,
300er für Celluloidringhalsköpfe,
400er für meist Celluloidkurbelköpfe,
500er und 600er für Puppen mit dunkler Hautfarbe,
700er für die
Charakterpuppen aus Celluloid,
800er für Gummikurbelköpfe und
900er meist für Massekurbelköpfe.
Dieses Nummernsytem ist eine gute Orientierung, wobei es innerhalb der Nummern immer wieder Ausnahmen gibt.
Ein Puppen-Bestimmungsbuch sollte daher immer zur Hand genommen werden.
Als erster Hersteller gab die Firma ihren Puppen Namen, wie z.B.
„Mein Liebling“ – Serien Nr. 717
Steh- und Sitzbaby auf Compositionskörper oder Celluloidkörper
„Mein Lieblingsbaby“ – Serien Nr. 727
Sitzbaby / Ganz-Celluloidkörper
PUZ – Serien Nr. 351
Stoffkörper mit Celluloid-Ringhalskopf und Celluloid-Gliedern
Charakteristisch für die Celluloidpuppen von K & R ist die wunderbar detaillierte Modellierung der Puppen.
Die Serien 717 (und 351) wurden zum Teil bis nach 1930 produziert.
Nach dem Krieg bekamen die Celluloidpuppen zweistellige Seriennummern, sahen aber den Vorkriegsmodellen sehr ähnlich.